Abend mit High Heels durch Magnet gerettet

Manche Menschen halten mich für oberflächlich, aber für mich ist ein Samstag Abend nur ein gelungener Abend, wenn ich mich schick kleiden kann, mich extravagant schminken darf und die Blicke – am liebsten der Männer – auf mich ziehe. Ich liebe es, gesehen zu werden. Das bin ich. Umso deprimierter war ich, als ich ausgerechnet am Tag vor der großen Feier zum 50. Geburtstag meiner Mitbewohnerin Gabriela meinen Knöchel verstauchte.

Ich blieb mit dem Absatz des Schuhs zwischen zwei Steinen Kopfsteinpflaster hängen (Frauen kennen das Problem) und da sich leider der Schuh nicht gleich von meinem Fuß löste, knickte ich so unglücklich um, dass mein Knöchel stark anschwoll. Meine Freunde rieten mir, einen Arzt aufzusuchen, aber es war Wochenende und ich wusste nicht, ob dieser Unfall als Notfall eingestuft werden würde. Ich humpelte nach Hause und griff nach all den Hausmitteln, die mir so in den Sinn kamen. Am effektivsten erschien mir ein kalter Wickel, mit dem ich die Schwellung reduzieren wollte. Glücklicherweise schien nichts gebrochen zu sein. Ich lag auf dem Sofa und kühlte und ertrank etwas im Selbstmitleid. Erst meine Mutter brachte mich bei unserem Telefonat auf die Idee, den Gesundheitsmagneten auf meinen Knöchel aufzulegen. Unsere gesamte Familie hatte seinerzeit in ein Set mit Magneten investiert, um immer eine Lösung parat zu haben, wenn wir vor gesundheitlichen Herausforderungen standen. Super Idee, danke Mama. Ich humpelte zum Arzneischrank und legte den Magneten auf den geschwollenen Knöchel. Ich befestigte ihn mit einem Verband, so dass er nicht verrutschen konnte. Den restlichen Tag verbrachte ich auf dem Sofa mit einem Serien-Marathon.

Als ich abends aufstand, um mir etwas zu kochen, merkte ich sofort, dass der Schmerz nicht mehr wie ein Stich meinen ganzen Körper durchzog. Ich konnte auftreten und ich war mega glücklich. Dennoch schonte ich mich. Ich behielt meinen Magnetverband an, freute mich aber darauf, am nächsten Tag meiner Mutter von dieser tollen Verbesserung berichten zu können. Am Abend des Geburtstages war der Knöchel so stark abgeschwollen, dass ich sogar in meine Lieblingsschuhe passte. Vielleicht schüttelt jetzt der Leser den Kopf und denkt sich, sie hätte ausnahmsweise ja auch mal flache Schuhe tragen können. Ja, aber dann wäre es für mich kein perfekter Abend gewesen. Ich zog meine Lieblingsschuhe an und verbrachte den Abend tatsächlich auf High Heels. Am Tag zuvor hätte ich das für unmöglich gehalten.

Es geht nicht darum, seine Lieblingsschuhe tragen zu können. Vielmehr geht es darum, dass man erkennt, dass man sich sehr oft auch selbst helfen kann. Es bedarf nur einiger Kenntnisse, wann welche Mittel – oder eben Magnete – zum Einsatz kommen und helfen können. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich beim Geburtstag meiner Mitbewohnerin nicht nur glücklich über meine Schuhauswahl war, sondern auch darüber, dass mein Vorhaben auf ganzer Linie von Erfolg gekrönt war: Ich zog alle Blicke der Männer auf mich. Klar, dass hier kein schmerzender Fuß etwas zu suchen hatte.

Ramona M. per Email 10.10.2018

Bild: Andrea Sachs – fotolia.com

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