Emotionale Unabhängigkeit lässt sich erlernen

Der Verstand ruft zur Vernunft, doch das Herz schreit nach Liebe? Der Kopf weiß, dass dieser Partner nicht gut tut und doch zieht er einen immer wieder an? Wer in die Schlingen einer emotionalen Abhängigkeit gerät, der kann sehr verletzt werden, sehr leiden und ganz oft ist es sehr schwer, sich aus diesem Gefühlschaos zu befreien. Eine emotionale Abhängigkeit reicht weit über einen schmerzenden Liebeskummer hinaus, aber die gute Nachricht ist: Es gibt einen Weg heraus, denn emotionale Unabhängigkeit lässt sich lernen.

Ein wichtiger erster Schritt ist, dass man sich auf sich selbst konzentriert und den Fokus nicht auf die Worte oder Taten einer anderen Person ausrichtet. Du musst DEIN Leben leben, deine Bedürfnisse stillen und deine Wünsche erfüllen. Du solltest spüren, welche Gefühle sich in dir ausbreiten und diese rational analysieren. In welchen Momenten fühlst du wie? Welche Gedanken gehen welchen Gefühlen voraus? Was glaubst du, weshalb du genau diese Gefühle hegst? Wer sich selbst beobachtet, der kann sich bewusst verändern. Denn nur, wer weiß, wann er wie und wieso so fühlt, der kann eine emotionale Grenze setzen. Eine emotionale Grenze ist nicht dazu da, um Gefühle zu unterdrücken, vielmehr lehrt sie, Gefühle anders zu bewerten. Wer eine emotionale Grenze setzt, rückt sich selbst in den Vordergrund und lebt einen gesunden Egoismus, der wiederum vor Verletzungen durch andere Menschen schützt.

All das hört sich in der Theorie sehr leicht an, ist in der Praxis aber schwierig umzusetzen. Natürlich lassen sich Gefühle und Gedanken nicht auf Knopfdruck umfühlen, umdenken oder umlenken, aber durch die bewusste Selbstwahrnehmung wird der eigene Geist sensibilisiert. Wer spürt, was ihm gut tut und was (oder wer) ihm schadet, der kann mit etwas Übung dafür sorgen, dass anders mit ihm umgegangen wird. Die emotionale Abhängigkeit gibt es nicht nur innerhalb einer Liebesbeziehung, denn auch Eltern, Geschwister, Freunde oder sogar Vorgesetzte können einen schwachen Geist beherrschen. Wer sich beispielsweise daran stört, dass sein bester Kumpel zu einer Verabredung immer unpünktlich ist, man sich aufregt, sich aber nichts zu sagen traut, der befindet sich in einer emotionalen Abhängigkeit.

 

Emotionale Unabhängigkeit  für ein besseres Leben

Die Wut wird unterdrückt, weil der andere schlecht über einen denken könnte. Doch man sollte sagen, dass man von seiner Unpünktlichkeit mega genervt ist. Man sollte seinen Ärger nicht herunterschlucken, denn geschluckte Gefühle stauen sich auf. Wer sich selbst für so wertvoll hält, dass er Pünktlichkeit als Selberstverständlichkeit erachtet, der darf gerne auch deutlich werden, wenn ihn das Verhalten einer anderen Person stört. Das Signal „Ich lasse das nicht mit mir machen“ zeigt der anderen Person ein klares Statement auf und das wiederum stärkt das eigene Selbstwertgefühl. Und letztlich ist es egal, was andere Menschen denken, wichtig ist allein, dass man sich selbst wohlfühlt und sich seines Wertes bewusst ist. Wer aus Angst handelt, weil er nicht möchte, dass die andere Person schlecht über ihn denkt, der steckt in der Sackgasse fest, denn er wird immer wieder so handeln, wie er glaubt, dass andere es von ihm erwarten. Wer aber aus selbstbestimmter Liebe handelt, der lässt sich nicht verletzen.

Wer seine Gefühle kennt, kennt auch seine Gedanken. Wer erkennt, weshalb er so denkt und damit bestimmte Gefühle auslöst, der muss an seiner Denkweise ansetzen. Wer anders denkt, wird anders fühlen und wer anders fühlt, wird neu handeln. Es ist ein Unterschied, ob ich denke, dass ich froh sein kann, so einen tollen Partner an meiner Seite zu haben („Deshalb verzeihe ich ihm, wie er mich behandelt, denn ich sehe seine guten Seiten“) oder ob ich denke, dass mein Partner dankbar sein kann, mich als Person an seiner Seite zu haben („Und daher sollte er respektvoll mit mir umgehen“).

Wer sich selbst liebt und wertschätzt, der erkennt schnell die Menschen, die es nicht gut mit ihm meinen, die auf den Gefühlen herumtrampeln und die einen einfach nicht verdient haben. Diese Leute gilt es – auch wenn es schwer fällt – aus dem eigenen Leben zu entfernen. Natürlich ist das nicht immer leicht, denn Eltern, Geschwister und Chefs sind nicht beliebig austauschbar, aber: Wer sich selbst und anderen Menschen Grenzen setzt, der macht sich nicht mehr angreifbar und genau in diesem Moment löst sich eine emotionale Abhängigkeit in Luft auf.

Bild: pexels.com

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