Dank der sozialen Medien sind wir doch permanent mit unseren Freunden verbunden. Wir chatten, posten, schreiben, tippen, plaudern – die Kommunikation war nie einfacher als jetzt. Wie kommt es aber, dass sich so viele Menschen einsam fühlen? Experten warnen vor einer neuen Volkskrankheit. Und diese heißt Einsamkeit. Wird die Menschheit tatsächlich von einer „Epidemie im Verborgenen“ heimgesucht?
Es hört sich merkwürdig an. In Hamburg gibt es einen „Zuhör-Kiosk“. Hier können Menschen, die jemanden zum Reden brauchen, hingehen und mit dem Initiator sprechen. Schon Mutter Teresa sagte: „Die schlimmste Armut in der Welt ist die Einsamkeit.“ Die Friedensnobelpreisträgerin beschrieb bereits vor Jahrzehnten ein Problem, das auch heute noch – oder vielleicht gerade heute – zum Alltag vieler Menschen gehört. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Telefonseelsorge in Deutschland weisen ebenso darauf hin, dass es vor allem die Einsamkeit ist, die viele Menschen traurig macht. Laut aktueller Studien sind es mittlerweile zwölf Prozent der Deutschen, die sich häufig oder ständig einsam fühlen. Dazu zählen nicht nur alleinlebende Rentner. Auch Singles und Verheiratete – und das jeglichen Alters – kennen das Gefühl von Einsamkeit.
Die Freunde, die wir in den sozialen Medien haben, sind keine realen Freunde und genau hier liegt das Problem. Social Media gaukelt die Zusammengehörigkeit nur vor, es wird sogar angenommen, dass die Medien- und Online-Welt das Gefühl von Einsamkeit noch bestärkt.
Es gibt verschiedene Gründe, weshalb sich Männer und Frauen einsam fühlen. Das kann mit den aktuellen Lebensumständen (Arbeit, Umzug, Ehe, Trennung, etc.) einhergehen, aber auch an einer Erkrankung („Ich fühle mich in dieser Situation alleingelassen“) liegen. Auch kann die momentane Stimmung dazu beitragen, dass sich die Laune verschlechtert und ein Gefühl von Einsamkeit entsteht.
46 Prozent der befragten Menschen im Alter von 18 bis 70 Jahren gaben in einer Marktforschungsumfrage an, dass sie andere Menschen brauchen, um sich gut zu fühlen. Glücklicherweise haben immerhin 60 Prozent der Befragten jemanden im direkten Umfeld, mit dem sie über ihre Gefühle und Probleme sprechen können. Viele Betroffene glauben, dass sie an ihrem „Zustand“ selbst schuld seien. Psychologen weisen aber darauf hin, dass die Ursache von Einsamkeit in den meisten Fällen fremdbestimmt ist. Letztlich tragen auch das schnelllebige Leben und somit die Gesellschaft zu einem Einsamkeitsgefühl bei. Das Wohnen in den großen Städten, die Konzentration auf die Arbeit sowie fehlende finanzielle Mittel können zur Isolation führen.
Einsamkeit kann neben der Seele auch den Körper belasten. Wer ständig ein Gefühl von Traurigkeit mit sich herumträgt, kann sein Immunsystem schwächen, Herzkreislaufbeschwerden fördern und sogar Ängste und Depressionen auslösen. Jeder sollte sich daher zuerst selbst im Rahmen seiner Möglichkeiten helfen. Wenn er sich seines Einsamkeitsgefühls bewusst wird, kann er vielleicht die Ursache hierfür finden. Und selbstverständlich kann sich jeder auch therapeutische Hilfe holen, um ein Leben aus dem Gefühl von Einsamkeit zu finden.
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