Fashion-Test: Top gekleidet mit 10 Teilen

In der Überfluss-Gesellschaft kehren viele Menschen dem Konsum ganz bewusst den Rücken und besinnen sich auf Werte, die nicht mit Geld eingekauft werden können. Sie leben den „Weniger ist mehr“-Gedanken und verzichten bewusst auf die Anschaffung materieller Güter.

Minimalistisch zu leben ist ein richtiger Trend geworden und heutzutage finden sich Bücher auf der Bestenliste wieder, die unter dem Motto „Clean Living“ (oder Kleiderschrank-Detox oder Kleiderfasten) zeigen, wie man richtig ausmistet, sich gekonnt von unnützen Gegenständen trennt und wie befreiend es sein kann, weniger zu haben, anstatt mehr zu kaufen. Ein Selbstversuch soll zeigen, ob es tatsächlich möglich ist, mit nur 10 Kleidungsstücken den Alltag einen Monat lang zu bestreiten. Ohne, dass man sich unwohl oder falsch angezogen fühlt. Ohne, dass Mitmenschen kritisch reagieren und ohne, dass man das Gefühl hat, sich ungewollt einschränken zu müssen. Reichen 10 Teile aus, um gut angezogen zu sein? Der Kleiderschrank einer Frau gibt in den meisten Fällen die zehnfache Garderobe her.

Zu den zehn Kleidungsstücken, mit denen dieser Selbstversuch gestartet wird, zählen:

1. Blazer (Blau)
2. Bluse (Weiß)
3. Langarmshirt (Hellblau)
4. Wollpullover (Rot)
5. Jeans (Blau)
6. Cardigan (Dunkelblau)
7. Bluse (Kariert)
8. Jacke (Beige)
9. Kleid (Geblümt blau-weiß)
10. Anzugshose (Dunkelblau)

Es wurden bewusst Teile ausgewählt, die sich gut miteinander kombinieren lassen und die von ihrer Farbe so schlicht sind, dass sie nicht kreischend direkt ins Auge des Betrachters fallen. Mit Jeans und Pulli kann jeweils ein legeres Outfit gezaubert werden, mit der Anzugshose, dem Blazer und dem Kleid darf es etwas schicker sein. Eine Bluse passt sowohl im Job als auch privat, denn während die Bluse im Job zusammen mit der Anzugshose getragen wird, wird mit der Jeans kombiniert ein Look, der freizeittauglich ist und zu jedem Anlass passt. Die Jacke passt grundsätzlich zu allem.

Merkwürdig bei diesem Versuch: Kein Tag wurde langweilig. Da war tatsächlich dieses Gefühl, jeden Tag anders angezogen zu sein. Mal wurde der Cardigan über der Bluse getragen, ein anderes Mal wurde der Wollpullover locker um die Taille geknotet. Das gleiche Outfit und dennoch anders. Das Umfeld merkte nichts. Aber das kennen wir aus vielen anderen Experimenten bereits. Journalistin Meike Winnemuth hat mit „1 Jahr = 1 Kleid = 1 Experiment“ für Furore gesorgt, da sie jeden Tag das gleiche Kleid getragen hat – und das ein Jahr lang. Sie hat es im Sommer wie im Winter – immer entsprechend kombiniert – angezogen und gemerkt, dass dieses Experiment nichts mit Verzicht zu tun hat. Menschen aus ihrem Umfeld befragt, gaben diese sogar an, gar nicht bemerkt zu haben, dass die Autorin ständig das selbe Kleidungsstück trägt.

Etwas umständlich gestaltet sich der 10 Teile-Selbstversuch nur beim Waschen. Es ist unglaublich erleichternd, morgens nicht lange überlegen zu müssen, was heute angezogen werden soll, allerdings muss immer darauf geachtet werden, dass alles sauber und gebügelt ist. Es fällt häufiger, allerdings weniger, Wäsche an.

Das Experiment hat gezeigt, mit wie wenig Produkt wir wirklich auskommen, wenn wir uns darauf besinnen, was wir haben. Wir müssen nicht konsumieren, um uns glücklich zu fühlen. Wir müssen nicht die neuesten Trends kaufen, die in wenigen Monaten out sind. Wir brauchen keine zig Blusen und unzählige Pullis und Shirts, um gut angezogen zu sein.

Fazit: Es klappt! Man kann mit nur 10 Kleidungsstücken schick aussehen, ohne große Einschränken machen zu müssen. Allerdings macht Mode auch Spaß, gibt ein gutes Gefühl, stärkt das Selbstbewusstsein. Daher wäre es schön, die 10 Kleidungsstücke auf 30 zu erweitern. Dann müssen nicht nur Basics in unauffälligen Tönen im Schrank hängen, sondern es dürften auch Modehighlights mit dabei sein. Aber hunderte Pullis, Shirts, Kleider, Röcken, Jacken müssen es nun wirklich nicht sein.

Bild: Kzenon -fotolia.com

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